Anatomie II

Trotz der großen Unterschiede innerhalb der Wale existiert ein gemeinsamer Körperbauplan. Alle sind von runder, torpedoartiger Gestalt und elastischer Körperbedeckung. Die Nasenöffnungen liegen auf dem Oberende des Kopfes und es gibt auch keine äußerlichen Hinterextremitäten nur eine große, flache, horizontal verbreiterte Fluke, die der Fortbewegung dient. Diese Merkmale sind charakteristisch für ein extrem an das Leben im Wasser angepasstes Säugetier, wie der Delphin.

Delphine sind gesellige und soziale Tiere. Ohne engen Kontakt zu ihren Artgenossen sterben sie. Für sie ersetzen ihre Brustflossen die Hände wie bei Menschen. Mit ihnen stehen sie fast immer im engen Kontakt zu ihren Artgenossen. Durch diese sanften Berührungen stärken sie die innere Bindung in der Gruppe. Die Gruppen, in denen Delphine zusammenleben, nennt man Schulen. Ihre Größe hängt von Nahrungsangebot ab. Wenn es den Delphinen gut geht, können bis zu hundert Tiere in einer Schule sein. Die Mitglieder halten eng zusammen. Droht Gefahr, z.B. durch einen Hai, sammeln sich die Erwachsenen und vertreiben den Angreifer durch kräftige Stöße mit ihrer harten Schnauze. Wenn ein Delphin verletzt ist, schieben ihn die anderen zur Wasseroberfläche, damit er atmen kann. Zudem behalten sie ihr ganzes Leben lang ihren Spieltrieb. Alles in ihrer Umgebung wird erforscht: mit Kraken, Quallen, Fischen und sogar Luftblasen vollführen sie ihre Spielchen.

Fortbewegung: Delphine sind perfekt an das Leben unter Wasser angepasst. Sie bewegen sich durch Schlagen der geteilten Schwanzflosse (Fluke) fort. Die anderen Flossen stabilisieren die Fortbewegung. Wegen des stromlinienförmigen Körperbaus und der flexiblen Haut können sie sogar 30 - kurzzeitig auch 40 km/h erreichen. Von einigen Arten ist bekannt, dass sie sich bis zu 12 mal am Tag häuten und durch ihre Haut kleine Mengen an Öl abgeben, um den Reibungswiderstand des Wassers so weit wie möglich zu minimieren. Ihre maximale Tauchtiefe liegt bei etwa 300 - 500 Meter. Jedoch leben die meisten Delphine in Gegenden mit einer Wassertiefe von nur 1 bis 10 Metern.

Nahrungsaufnahme: Bei der Friedfertigkeit der Delphine wird oft vergessen, dass Delphine erfolgreiche und ausdauernde Jäger sind und auch untereinander manchmal recht rauh miteinander umgehen. Delphine haben dadurch einen hohen Kalorien Verbrauch und nehmen täglich etwa ein Drittel ihres Körpergewichts an Nahrung zu sich, die überwiegend aus Fischen und Tintenfischen besteht. Die tägliche Nahrungsmenge, die ein Tier aufnimmt, hängt auch von seiner Größe, seinem Wachstumsstadium, seiner Aktivität, seinem Fortpflanzungsstatus, der Jahreszeit, dem Energiegehalt der Nahrung und der Umgebungstemperatur ab. Delphine besitzen die Fähigkeit, Energie in Form von Fett und Tran für nahrungsarme Zeiten zu speichern. Die größte Energiereserve stellt dabei der Blubber dar. Da sie sehr schnell schwimmen, können sie ihre Beute leicht einholen. Dabei folgen sie Fischschwärmen in Gruppen (Schulen). Dies erfordern gemeinsame Koordination, da die Delphine nur gemeinsam die Fischschwärme einkreisen und sich dann von Schwarmrand bedienen können. In Küstenregionen jagen Delphine oft allein nach Fischen, die sich im Sand versteckt haben. Dabei spüren sie die Fische mit ihrem Echolot auf, auch wenn diese sich weit unter dem Sand befinden. Nach dem Aufspüren eines Fisches graben sie mit ihrer harten Schnauze im Sand und fressen den erbeuteten Fisch. Auch wenn der aufgewühlte Sand das Wasser trübt kann der Delphin den Fisch orten. Dadurch kann ein Delphin "sehen" ohne die Augen zu benutzen, was auch bei der Nahrungssuche sehr vorteilhaft sein kann.

Atmung: Da Delphine Säugetiere sind müssen sie zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen. Dies geschieht etwa alle 5 Minuten durch eine Atemöffnung auf dem Kopf, dem Blasloch. Häufig läuft dieser Vorgang in weniger als einer halben Sekunde ab. Delphine atmen weniger häufig als Menschen oder andere landbewohnende Säugetiere. Allerdings bedeutet dies nicht, dass sie weniger Sauerstoff aufnehmen können, denn der Anteil des ausgetauschten Gases am Lungenvolumen ist mit etwa 80-90 % viel größer als die 15 % bei Menschen. Zudem ist die Ausnutzung des Sauerstoffs in den Lungen viel besser als beim Menschen. So enthält die nach längeren Atemanhalten ausgeatmete Luft eines Großen Tümmlers weniger als 1,5 % Sauerstoff.

Der Blas: Der Blas ist ein fesselndes Merkmal der Wale, von Art zu Art unterschiedlich in Größe, Aussehen und Sichtbarkeit. So steigt z. B. der Blas eines Blauwales blitzschnell als 9 m hohe, dünne Säule rauchähnlichen Dampfes auf. Im Gegensatz dazu ist der Blas von Delphinen und Schweinswalen klein und bleibt besonders in warmer Luft dem menschlichen Auge verborgen. Gerade der Blas und ein kurzes Auftauchen des Rückens ermöglicht einem geübten Beobachter, die verschiedenen Walarten sogar aus Entfernungen von vielen Kilometern voneinander zu unterscheiden. Es ist immer noch strittig, was genau die Ursache für die Sichtbarkeit des Blases ist. Er enthält in jedem Fall Wasserdampf, der in der kalten Luft kondensiert und eventuell eine geringe Menge Seewasser, das sich im Blasloch angesammelt hat. Es gibt auch Vermutungen, dass er kleinste Tropfen von Öl oder Fett enthalten könnte. Diese werden im Atemtrakt erzeugt und könnten eine wichtige Rolle bei der Vermeidung der bei Menschen vorkommenden "Taucherkrankheit" spielen. Diese wird durch kleinste Gasbläschen - meist Stickstoff - im Blut verursacht, die nach zu schnellem Auftauchen und zu schnellem Druckabfall eines Tauchganges mit Pressluftflaschen in das Blut ausperlen.

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